Ein unverbesserlicher Dickkopf

2006

ARD / Degeto Fernsehfilm

mit Fritz Wepper, Angela Roy, Jasmin Schwiers, Kai Ivo Baulitz, Nina Bott
Erstausstrahlung 27.5.2007 um 20.15 Uhr

Buch: Sophia Krapoth,
Produktionsfirma: Cologne Film
Regie: Michael Faust,

Quote: 4,89 Millionen Zuschauer 17,2% ab drei Jahre
Platz 5 der 10 Top-Movies vom 14.5. – 27.5.2007 (14 Tage)

Inhaltsangabe:

Balthasar Pelkofer ist selbständiger Unternehmer und ein richtiges Arbeitstier. Aus der kleinen Gärtnerei seines Vaters hat er über die Jahre ein großes Garten-Center hochgezogen. Balthasar lebt für seinen Betrieb. Insbesondere seit dem Tod seiner Frau vor zehn Jahren stürzt er sich in Arbeit. Und so läuft er bis zur letzten Sekunde Sturm gegen die Übermacht des neuen Mega-Markts vor der Stadt. Er ist der letzte, der einsieht, dass es an der Zeit ist aufzugeben. Auch wenn es Balthasar das Herz bricht: Er muss seinen traditionsreichen Laden verkaufen.

Vor seiner erwachsenen Tochter Maxi spielt Balthasar herunter, wie sehr ihn der Verlust schmerzt. Eine neue Herausforderung ist genau, was er braucht! Sagt er. Maxi ist verletzt, wie wenig ihr Vater seine Sorgen mit ihr teilt. Auch ihre Hilfe bei der Arbeitssuche lehnt er ab – er ist sich sicher, schon bald einen neuen Job an Land ziehen zu können. Doch Balthasars Hoffnungen zerschlagen sich. Schließlich ist er genötigt, sein geliebtes Zuhause, eine Villa im Grünen, an Claire und Guido Mortensen, ein junges, erfolgreiches Architektenpaar zu vermieten, um finanziell über die Runden zu kommen. Er selbst zieht ins Souterrain. Keine ideale Lösung, wie Maxi findet.

Immerhin hat Balthasar seine Existenz gesichert – aber was nun? Ohne Arbeit fühlt Balthasar sich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ausgerechnet Claire Mortensens Mutter, Annette Eggers, weiß Rat. Verpasstes nachholen, Kontakte knüpfen – und vor allem die Beziehung zu seiner Tochter verbessern! Balthasar ist dankbar für die guten Tips. Auf seine ureigene Art macht er sich entschlossen daran, Annettes Vorschläge in die Tat umzusetzen. Leider gerät er mit seiner Bulldozer-Manier nicht nur mit Maxis Freund Paul, einem Tierschutz-Aktivisten aneinander. Je mehr Balthasar sich anstrengt, desto schlimmer manövriert er sich mit seiner egozentrischen Art bei Maxi ins Abseits. Maxi ist schließlich völlig entnervt von ihrem Vater, seine Mieter denken an Kündigung, und sogar Annette, die ihm so wohl gesonnen war, ist so empört, dass sie ihm gründlich den Kopf wäscht.

Balthasar reißt sich zusammen. Er hat eine neue Geschäftsidee und ist darüber so glücklich, dass er Annette spontan zu einem Versöhnungs-Wochenende in die Eifel einlädt. Alles könnte so schön sein. Doch der Gefühls-Legastheniker Balthasar trampelt zielsicher durch alle Fettnäpchen, so dass ihm bei der Rückkehr nach Köln nicht nur Annette endgültig den Laufpass gibt: Maxi beschuldigt ihren Vater, für die Trennung von ihrem Freund verantwortlich zu sein und will nichts mehr mit ihm zu tun haben.

Nun hat Balthasar zwar wieder Arbeit, ist aber einsamer als je zuvor. Am Tiefpunkt angelangt, dämmert ihm, dass er sich dringend ändern muss, um nicht das zu verlieren, was ihm noch mehr bedeutet als Arbeit: nämlich die Menschen, die ihm am Herzen liegen.

Kritik:

Einst hat es das Leben wirklich gut gemeint mit dem Kölner Gärtner Balthasar Pelkofer. Aber dann erkrankte seine Frau an Krebs, und weil er seiner Tochter das Leid ersparen wollte, schickte er sie aufs Internat; das hat ihrer Beziehung nicht gutgetan. Seit vor einiger Zeit auch noch ein Gartencenter eröffnet wurde, geht es zudem mit dem Betrieb bergab. Und so hat sich Pelkofer im Lauf der Jahre zum Grantler entwickelt, der selbst jene vor den Kopf stößt, denen an ihm liegt.

Selbstredend gibt es nur einen, der diese Rolle des charmanten Ekels spielen kann wie kein anderer: Wie schon so oft gelingt es Fritz Wepper scheinbar mühelos, den egozentrischen Witwer bei aller Kantigkeit mit einem Rest Sympathie auszustatten. Natürlich muss es das Ziel der Geschichte (Buch: Sophia Krapoth) sein, den Eigenbrötler von seiner rauen Schale zu befreien. Dafür aber wird er erst mal gründlich demontiert: Pelkofer muss seine Gärtnerei schließen und hat nun mehr Zeit, als Tochter Maxi (Jasmin Schwiers) lieb ist, zumal er sich auch noch in ihre Beziehung zu Paul (Wanja Mues) einmischt, einem Tierschützer, der Pelkofer als Vegetarier von Anfang an suspekt ist. Außerdem muss der nun arbeitslose Gärtner, der in seiner Verzweiflung sogar vorübergehend beim verhassten Konkurrenten anheuert, auch aus seinem Haus raus, nistet sich aber in der Einliegerwohnung ein. Tatsächlich findet sich ein Paar, das die Villa trotzdem mietet, und es bringt eine geschiedene Mutter (Angela Roy) mit, der dieser kantige Kerl imponiert. Man kommt sich näher und verbringt ein gemeinsames Wochenende in der Eifel. Doch obwohl Annette und Balthasar mehr als nur Zuneigung verbindet, springt der zündende Funke nicht über. Gerade für einen Film der ARD-Tochter Degeto, die sonst immer den Freitag bestückt, inszeniert Regisseur Michel Faust die Handlung überraschend flott. Die Dialoge sind bissig (“Der hat was” – “Ja, \\\\\\\\\\\\\\\’ne Macke!”) und die jungen Darsteller nicht bloß schmückendes Beiwerk. Aber die besten Szenen hat natürlich Wepper, der seinen Gärtner selbst dann noch mit Würde versieht, wenn er sich komplett danebenbenimmt und Maxi vor den Mitstreitern ihres Freundes blamiert. Dass man die Figur dann trotzdem noch mag: Das schafft nur Fritz Wepper. tpg.

(Quelle: www.kino.de)